Betrachten Sie dieses Objekt als Müll?


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Trash Musik?

Künstler(in)/Hersteller(in) Dass, Shazza, Top 20 Disco Polo

Datum der Herstellung/Erstellung Musiklabel WAB/nach 1991, Blue Star/1996, 1994
Eingang in die Museumssammlung außerhalb der Sammlung, Bildungssammlung

Herkunftsort Blue Star – Reguły pod Warszawą, WAB – Świdnik, Polen, Europa
Aktueller Standort National Ethnographic Museum in Warsaw, Warsaw, Poland

Material Kunststoff, Magnetband
Maße L: 10,2 x 64 x 0,12 cm.

Inventarnummer fehlt

Stichwort Kulturerbe Musik Erinnerung

Copyright Polnisches Museum für Völkerkunde

Status ausgestellt

Bildnachweis Bild: Edward Koprowski

Kritiker sind oft schnell dabei, Popkultur als wertlos abzutun. Was von diesem „Müll“ sollte dennoch gerettet werden?

Worum handelt es sich bei diesem Objekt, mit welchen Menschen steht es in Zusammenhang?

Das Massenphänomen Disco Polo entstand in Polen nach 1989 auf der Basis des systemischen und wirtschaftlichen Wandels. Es war eine Reaktion der Gesellschaft auf unverständliche Debatten über die Möglichkeiten einer kapitalistischen Wirtschaft und gleichzeitig eine der ersten mutigen kapitalistischen Aktivitäten. Disco-Polo-Musik produzierende Unternehmen gehörten zu den ersten Privatinitiativen auf dem Tonträgermarkt, und die fehlende Kontrolle eröffnete Möglichkeiten für Missbrauch, wie Tonträgerpiraterie. Ästhetik und Texte dieser Musikrichtung spiegelten die Vorstellungen der Polen von der Welt wider, nach der sie sich sehnten: Autobahnen, der Westen, exotische Länder, Erotik. Zeitgenössische Kritiker sahen Disco Polo als musikalisch wertlos und als Produkt für die Massen an. Zu kulturellen Anlässen – Feiern, Hochzeiten, Dorffesten – gespielt, wurde sie als Ausdruck eines schlechten Geschmacks der Unterschicht angesehen. Die Behauptung, Disco Polo sei minderwertig, drängte diese Musikrichtung trotz ihrer Beliebtheit an den Rand der Kultur, wodurch eine soziale Kluft entstand.

Mit welchen Orten ist dieses Objekt verbunden, wie europäisch/transnational ist es?

Wie jedes Produkt der zeitgenössischen Kultur basiert Disco Polo auf der Überschneidung des wirtschaftlichen und des kulturellen Bereichs und kann deshalb einfach im Müll landen. Es ist nicht an bestimmte Orte gebunden, sondern an soziale Gegebenheiten. Es trägt zur Bildung von Gruppen bei, die für kurze Zeit zu einer Gemeinschaft werden, die vor allem Spaß haben will. Infolge der Konfrontation verschiedener Kulturmodelle erlitt das eher konservativ ausgerichtete Disco Polo in einem symbolischen Kampf gegen progressive Kräfte eine Niederlage. Es ist jedoch weiterhin im musikalischen Mainstream vertreten. Stilistisch ähnelt es dem Turbofolk vom Balkan oder der Italodisco aus den 1980er-Jahren. Ebenso wie diese Musikrichtungen passt es nicht in die Hochkultur.

Warum und wie ist dieses Objekt in die Sammlungen des Museums gelangt?

Disco-Polo-Kassetten kamen mit dem Projekt „Kultobjekte“ und der dem Disco Polo gewidmeten Ausstellung „Disco relaks“ in das Museum. Die Ethnografie ist trotz ihrer wichtigen historischen Dimension, erst recht im Museum, ein Bereich, der sich für Gegenwart und Alltag interessiert. Disco Polo war für Akademikerkreise von Interesse, was dem Verständnis der breiten Öffentlichkeit nicht förderlich war. Völkerkundemuseen haben die Aufgabe, von der Welt zu erzählen, die uns am nächsten ist und die wir gleichzeitig oft übersehen.

In welchem Verhältnis steht dieses Objekt zu Abfall?

Die grundlegende Dimension, die Disco Polo mit dem weiter gefassten Abfallbegriff verbindet, ist die Marginalisierung und symbolische Gewalt, die der Mainstream gegen konkurrierende Modelle ausübt. In einem hierarchischen System sind Kultur ohne Wert und ihre Erscheinungsformen Abfall, egal für wie viele Menschen sie wichtig ist. Sie wird aus dem Mainstream verdrängt oder existiert dort nur in Form von Nachahmungen und Karikaturen, mit denen ihre Vertreter ins Lächerliche gezogen werden.