Künstler(in)/Hersteller(in) Włodzimierz Podlanowski
Datum der Herstellung/Erstellung
Keine Angaben/21. Jahrhundert, 2013
Eingang in die Museumssammlung
2013
Herkunftsort
Żelazna, Woiwodschaft Łódź, Polen, Europa
Aktueller Standort
National Ethnographic Museum in Warsaw, Warsaw, Poland
Material
Lackieren, Schneiden, Kleben, Autoreifen
Maße
H: 65 x 80 x 30 cm
Inventarnummer PME 58041
Stichwort Kunst Umwelt Upcycling
Copyright Polnisches Museum für Völkerkunde
Status ausgestellt
Bildnachweis Bild: Edward Koprowski
Mancher Müll scheint ein hoffnungsloser Fall zu sein. Was braucht es, um seine versteckte Schönheit zu entdecken?
Worum handelt es sich bei diesem Objekt, mit welchen Menschen steht es in Zusammenhang?
Beim Zusammentreffen von Raum, Ich und Blumentopf aus Reifen entsteht eine ästhetische Erfahrung. Eine Meinungsäußerung beruht auf der eigenen Wahrnehmung, dem Geschmack. Das Erste ist die Theorie, das Zweite ist unsere tägliche Praxis – etwas gefällt uns oder nicht. Der Blumentopf aus einem Reifen im Garten kann als eigenständiger Versuch angesehen werden, das Problem technologischer Problemabfälle zu lösen, im Museum provoziert er dagegen eine Debatte über die Schaffung einer Sammlung oder ein ungewolltes Kulturerbe. Trotz der Möglichkeit des Recyclings ist es einfacher, Reifen in einen Straßengraben zu werfen, wo sie mit anderen Früchten der Zivilisation gedeihen: Kühlschränke, PET-Flaschen, Plastikbeutel. Das zeugt davon, dass wir die Natur von vornherein wie eine Sache behandeln, die uns dienen soll, und von unserer geistigen Faulheit, die uns unsere Abhängigkeit vom Raum verdrängen lässt. Der Blumentopf aus dem platten Reifen eröffnet auch die Möglichkeit, zu fragen, was es sich zu sammeln lohnt und wie man davon erzählen kann.
Mit welchen Orten ist dieses Objekt verbunden, wie europäisch/transnational ist es?
Reifen, die als Zaun im Boden vergraben sind, Reifen in Form eines Blumentopfs, eines Hundebetts, einer Schaukel, einer Sandale sind überall auf der Welt zu finden. Die Wiederverwendungsmöglichkeiten sind zahllos, und der Kreativität der Nutzer sind keine Grenzen gesetzt. Gerade unser Gummi-Objekt steht in direktem Zusammenhang mit der Schaffung und Zähmung des Raums und wirft daher Fragen in Bezug auf Folgendes auf: die Grenzen des Privaten und des Gemeinsamen, des Beschädigten und des Ganzen, des Objekts und des Nicht-Objekts, des Vernachlässigbaren und des Auffälligen, die Trennung zwischen Mensch und Natur durch die Aufklärung.
Warum und wie ist dieses Objekt in die Sammlungen des Museums gelangt?
Die ethnografischen Museen in Polen suchen nach Identität. Sie haben sie mit der Aushöhlung des ländlichen und des volkstümlichen Umfelds verloren. Der auf einer Kirmes in einem kleinen Dorf gefundene Blumentopf aus einem Reifen kann auf unterschiedliche Weise interpretiert werden: als Ausdruck des Bewusstseins und Nachdenkens über die Umwelt, was für die Denkweise der breiten Bevölkerung nicht charakteristisch war; auch als Beitrag zur Diskussion über das Kulturerbe.
In welchem Verhältnis steht dieses Objekt zu Abfall?
Die grundlegende Dimension, die das Objekt mit dem weiter gefassten Abfallbegriff in diesem Fall verknüpft, ist das Reusing und Upcycling – also bestehende Objekte wiederzuverwenden und ihnen eine neue Funktion zu verleihen. Als ein Element, das Raum und Ästhetik verkörpert, ermöglicht es uns, die Welt zu erleben und über die Werte zu diskutieren, die unsere Erfahrungen bestimmen. Kann Abfall einen nicht wirtschaftlichen Wert haben?