Künstler(in)/Hersteller(in) Unbekannt
Datum der Herstellung/Erstellung
20. Jahrhundert (nach dem Zweiten Weltkrieg)
Eingang in die Museumssammlung
Nach 1950
Herkunftsort
Ozzano Taro, Collecchio, Parma, Emilia-Romagna, Italien, Europa
Aktueller Standort
Ettore Guatelli Museum foundation, Ozzanno Taro, Italy
Material
Deutscher Armeehelm (aus dem Zweiten Weltkrieg) mit Holzgriff, umfunktioniert als Bettwärmer
Maße
22 x 45 x 22 cm
Inventarnummer 107
Stichwort Mangel Selbstgemacht Krieg
Copyright Fondazione Museo Ettore Guatelli
Status Exponiert
Bildnachweis Mauro Davoli
Wenn Dir das Leben Helme schenkt... Metall galt lange Zeit als ein wertvolles Material, das man nicht ungenutzt ließ.
Worum handelt es sich bei diesem Objekt, mit welchen Menschen steht es in Zusammenhang?
Die Objekte des Museums Ettore Guatelli erzählen vom Gewöhnlichen und zeugen gleichzeitig von Kreativität und handwerklichem Können. Sie spiegeln den Willen und die Fähigkeit wider, Probleme praktischer Art durch die Neuinterpretation der Objekte zu lösen. In diesem Fall wurde der Helm, der einem deutschen Soldaten am Ende des Zweiten Weltkriegs gehörte, zu neuem Leben erweckt und ein Griff aus Holz angeschweißt. So konnte der Helm mit Holzkohlen befüllt und als Bettwärmer unter die Decke gelegt werden, damit man vor allem im Winter nachts nicht fror.
Mit welchen Orten ist dieses Objekt verbunden, wie europäisch/transnational ist es?
Ettore Guatelli hat nicht nur dieses Objekt vor dem Vergessen bewahrt, sondern eine ganze Reihe von Helmen aus dem Zweiten Weltkrieg. In dem Museum, das seinen Namen trägt, werden Objekte ausgestellt, die in Alltagsgegenstände umgewandelt wurden. All diese Objekte zusammen ermöglichen den Einblick in die ländlichen Provinzen Europas nach dem Zweiten Weltkrieg, die reich waren an kreativen Idee. So entstanden allerorts einfache, aber geniale Erfindungen, die aus der Notwendigkeit geboren wurden. In diesem Fall lassen uns die Helme auch über die emotionale Dimension nachdenken: Welche Gefühle hegten die Menschen in den besetzten Gebieten gegenüber den Besatzern? Was empfanden sie zum Zeitpunkt ihrer Befreiung?
Warum und wie ist dieses Objekt in die Sammlungen des Museums gelangt?
In den 1950er Jahren des 20. Jahrhunderts suchte Ettore Guatelli immer häufiger die Lagerräume der Sammler um den Apennin von Parma auf und so nahm allmählich Form an, was später zu seinem Museum werden sollte. Mitte der 1970er Jahre hatte die Objektsammlung von Ettore Guatelli so beachtliche Ausmaße erreicht, dass sie Teil der Bewegung zur Wiederentdeckung und Wertschätzung der Volkskultur wurde, die in Italien in den 1970er und 1980er Jahren ihre Blütezeit erreichte. So wurde sein Museum zu einer der einzigartigen und einmaligen Ausdrucksformen der demo-ethno-anthropologischen Museografie des 20. Jahrhunderts in Italien.
In welchem Verhältnis steht dieses Objekt zu Abfall?
Mit den Objekten des Spontandesigns wird die Mentalität der Wiederverwendung und Verwertung – eine ursprüngliche und weniger programmatisch strukturierte Form des modernen Recyclings – verdeutlicht. Aus dem Gebot, sich an das zur Verfügung Stehende anzupassen, entstanden geniale Kreationen: neu zusammengesetzt, wiederverwendet, nie weggeworfen.