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Brillenfassungen

Künstler(in)/Hersteller(in) Unbekannt

Datum der Herstellung/Erstellung Unbekannt
Eingang in die Museumssammlung Ca. 2007

Herkunftsort Bukarest, Rumänien, Europa
Aktueller Standort National Museum of the Romanian Peasant, Bucharest, Romania

Material Metall; Kunststoff
Maße 14 x 4 x 1,5 cm (L x B x H)

Inventarnummer C.Ob-0046

Stichwort Mangel Reparieren Menschen

Copyright Nationalmuseum des rumänischen Bauern

Status Magaziniert

Bildnachweis Vladimir Bulza / Urheberrecht NMRP

Wenn es kaputt ist, repariere es! Zerbrochene Brillengestelle wurden oft mit Teilen anderer Brillen repariert.

Worum handelt es sich bei diesem Objekt, mit welchen Menschen steht es in Zusammenhang?

Brillen gehören zu den Alltagsgegenständen. Während des kommunistischen Regimes wurden Brillen zwar in Betrieben und Fabriken als Massenware hergestellt, das Angebot an Brillenfassungen war jedoch begrenzt, und der Kauf einer Brille an sich erforderte eine beträchtliche Investition. Wenn sie einmal zu Bruch gingen, reparierten ihre Besitzer sie behelfsweise selbst, möglicherweise mit Ersatzteilen von anderen Brillen. Auch diesem Brillenpaar war ein solches Schicksal zugedacht – der Geber Marius Gomoiu erklärte, dass dessen Bestandteile nach dem Bruch wiederverwertet wurden.

Mit welchen Orten ist dieses Objekt verbunden, wie europäisch/transnational ist es?

Sehbrillen sind gang und gäbe, sie gehören zu den Alltagsgegenständen. Stilmäßig kann das Paar mit den europäischen Trends in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts durchaus mithalten; als museales Artefakt hingegen gehört es zu den weniger beachteten Objekten, die zu Erinnerungszwecken ausgestellt wurden. Ein solches Vorgehen kann bekannte Persönlichkeiten mit einer Aura von Intellektualität umgeben oder Anonymität mit dem Profanen verknüpfen und so Raum für eine Repräsentation der Massen bieten.

Warum und wie ist dieses Objekt in die Museumssammlung gelangt?

Die Brillen stammen aus einer umfassenderen Schenkung der Bildanthropologin Alyssa Grossman infolge ihrer Dokumentation über Erinnerungspraktiken im Postkommunismus. Die Forscherin sammelte Alltagsgegenstände für eine Wechselausstellung, die im Museum jedoch nicht zustande kam. Das Ausstellungskonzept wurde dann zum Thema einer Forschungsarbeit, die durch Zeugenaussagen untermauert und in einem ergänzenden Dokumentarfilm mit dem Titel "Memory Objects, Memory Dialogues“ (2011) untersucht wurde. Die Brillen gehörten ursprünglich Marius Gomoiu, einem im Jahr 1947 geborenen Elektroingenieur. Die gesammelten Gegenstände wurden dem Museum geschenkt, wobei sich Dr. Grossman wünschte, dass sie so für sich selbst sprechen und auch untereinander kommunizieren können.

In welchem Verhältnis steht dieses Objekt zu Abfall?

Brillen waren in der Zeit des Kommunismus aufgrund der Kosten und der Seltenheit von Fassungen wertvoll; anders jedoch bei diesem Paar, bei dem Bestandteile ersetzt wurden. Heute kommt diese Form des Heimwerkens seltener vor, zumal Reparatur und Recycling an Wert eingebüßt haben und immer mehr ersetzt wird. Der gegenwärtige museale Wert des Objekts ist durch Zugehörigkeit zu einem eher belanglosen und prosaischen Alltag umstritten – dazu kommt noch, dass der Gegenstand wiederholt auseinandergenommen und zusammengesetzt wurde und dass das Regime und die damalige Produktqualität heute in Verruf geraten sind.