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Rekonstruierte Geige

Künstler(in)/Hersteller(in) Andrzej Kuczkowski

Datum der Herstellung/Erstellung 1989
Eingang in die Museumssammlung 1990

Herkunftsort Warschau, Woiwodschaft Masowien, Polen, Europa
Aktueller Standort National Ethnographic Museum in Warsaw, Warsaw, Poland

Material Schafsdarm; Holz: Erle, Fichte, Ahorn, Eiche, Hautleim, Kleben, Schneiden.
Maße 57 x 18,8 x 2,8 cm

Inventarnummer PME 50611

Stichwort Kulturerbe Musik Abfall

Copyright Polnisches Museum für Völkerkunde

Status im Lager

Bildnachweis Bild: Edward Koprowski

Traditionen können mit erstaunlicher Geschwindigkeit aussterben. Doch unsere Müllhalden bergen die Saat für ihre Wiederbelebung.

Worum handelt es sich bei diesem Objekt, mit welchen Menschen steht es in Zusammenhang?

Die Fidel aus Płock ist eine Rekonstruktion eines Instruments aus dem 16. Jahrhundert, das 1985 bei einer Ausgrabung entdeckt wurde. Neben dem Instrument wurde auch die Technik zum Spielen auf dieser Gambe rekonstruiert, die beim Spielen senkrecht auf ein Knie gelegt wird. Maria Pomianowska stützte sich dabei auf Nagelspieltechniken, die in vielen Ländern existieren. Dieses Instrument zeigt, dass die Volksmusik und ihre Instrumente im Kampf gegen die Zeit manchmal auch verlieren. Die Rekonstruktion eines Instruments gleicht einer Zeitreise. Sie sprengt Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Die Vergangenheit verunsichert die Gegenwart durch die Einführung von etwas Altem und gleichzeitig Neuem und scheint aufgrund des unterbrochenen Existenzkontinuums keine Zukunft zu haben. Die Fidel aus Płock erzählt die Geschichte traditioneller Musik, die als sowohl konservativ, da streng den aktuellen Interpretationsströmungen auf dem Gebiet der Musik folgend, als auch fortschrittlich, da Veränderungen akzeptierend, offen und alles zulassend, gelten kann.

Mit welchen Orten ist dieses Objekt verbunden, wie europäisch/transnational ist es?

Die Fidel aus Płock ist ein lokales Fundstück. Die Forschung im Bereich der Saiteninstrumente hat bereits einen viel breiteren nationalen Kontext, wenn man Instrumente mit ähnlichen technischen Lösungen berücksichtigt. Eine ähnliche Bauweise wie die Fidel hat auch die sogenannte Suka mit einem breiten Griffbrett, auf dem die Saiten verkürzt werden. Wenn es um die Spieltechnik geht, findet man u. a. auf dem Balkan Entsprechungen: bei der Gadulka, der Lijerica, der türkischen Kemençe, der indischen Sarangi.

Warum und wie ist dieses Objekt in die Sammlungen des Museums gelangt?

Musikfolklore bildete neben dem Brauchtum die Grundlage der Interessen der ersten Forscher und Ethnografen. Diese Faszination wurde in Polen durch romantische, nationale und regionale Ideen geprägt. Als Ergänzung zum „Liedgut des polnischen Volkes“ wurden Instrumente in viele Sammlungen aufgenommen. In diesem Geiste entstand im Polnischen Museum für Völkerkunde eine Sammlung von Instrumenten. Das einzige ungelöste Problem dieser Sammlung besteht darin, dass ungenutzte Instrumente an Bedeutung verlieren.

In welchem Verhältnis steht dieses Objekt zu Abfall?

Das originale Saiteninstrument wurde in einem als Müllkippe benutzten ehemaligen Brunnen gefunden. Das zeigt, dass die Lebensdauer von Instrumenten etwa der Lebensdauer von Werkzeugen entspricht. Wenn sie nicht mehr gebraucht oder von neueren Instrumenten verdrängt werden, landen sie im Abfall. Immer öfter treten beim Graben in Müll interessante Informationen über unser Leben zutage. Bald werden das Internet und die Fähigkeit, alle Daten zu erheben, unsere Bedürfnisse, Verhaltensweisen und sozialen Beziehungen parametrisieren, und Informationen aus dem Abfall werden möglicherweise an Bedeutung gewinnen.