Betrachten Sie dieses Objekt als Müll?


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MEIN MÜLLEIMER

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Hygienemülleimer

Künstler(in)/Hersteller(in) CWS International GmbH

Datum der Herstellung/Erstellung 2022
Eingang in die Museumssammlung 2022

Herkunftsort Switzerland, Europe
Aktueller Standort Museum of European Cultures, Berlin, germany

Material Plastic
Maße 52,5 × 34,5 × 20,0 cm

Inventarnummer N (9 D) 63/2022

Stichwort Menstruation Hygiene Abfall

Copyright

Status In storage

Bildnachweis Staatliche Museen zu Berlin, Museum Europäischer Kulturen / Christian Krug Public Domain Mark 1.0

Diskrete und sichere Entsorgung gebrauchter Menstruationsprodukte: aber ist dieser Abfall auch schädlich?

What is this object about, who are the people behind it?

Mit der Verbreitung von wegwerfbaren Menstruationsprodukten seit den 1950ern entstand nicht nur eine neue Form von Müll, sondern auch ein neues Entsorgungsproblem. Denn Binden oder Tampons wurden allzu häufig in Toiletten entsorgt und verursachten ein bis dahin in seiner Dimension kaum gekanntes Umweltproblem der Wasserverschmutzung. Dies sorgte für die Einführung von Mülleimern auf „Damentoiletten“. Unternehmen wie Canon Hygiene (heute Citronhygiene), PHS oder Rentokil Initial brachten Mülleimer auf den Markt, deren Design speziell auf öffentliche „Damentoiletten“ zugeschnitten wurde: Zum einen sollten sie in die schmalen Kabinen noch neben die Toilette passen. Zum anderen sollte eine Klappe im Deckel den Inhalt des Eimers vor Blicken und Berührungen verbergen. Das Modell, das das MEK in seine Sammlung aufgenommen hat, wird seit 1995 durch das in Deutschland gegründete Unternehmen CWS produziert. Es ist heute an öffentlichen Orten in Deutschland, an Schulen, Universitäten oder Flughäfen sehr verbreitet. Der Behälter ist weiß, schmal und steht auf dem Boden. Der Deckel ist mit einer Klappe ausgestattet, der die Einsicht oder die Berührung mit dem Müll im Inneren verhindert. Die Rillen auf der Oberseite der Klappe sorgen dafür, dass die Menstruationsprodukte ohne Anhaften in den Eimer fallen können. CWS bietet das Modell auch mit Erweiterungen an: Eine zusätzliche Halterung ermöglicht die Montage an der Wand. Mit einem Sensor lässt sich der Deckel berührungslos öffnen. Und eine „Deobag“ soll gegen „schlechte Gerüche“ helfen.

What places is this object related to, how European/transnational is it?

CWS bietet die Hygienemülleimer in ganz Europa an. Die Mülleimer werden dabei von den Kund*innen gemietet. Der Service von CWS beinhaltet die regelmäßige Reinigung und Desinfektion der Eimer. Auch die Waschanlagen zur Reinigung der Eimer finden sich in ganz Europa.

Why and how did this object arrive in the museum’s collection?

In Vorbereitung einer Ausstellung zum Thema Menstruation stießen die Kuratorinnen des Museums Europäischer Kulturen (MEK) auf die Forschungen von Camilla Røstvik. Sie erforscht die Geschichte von Hygienemülleimern – Alltagsobjekte, die weit verbreitet und Menstruierenden in ihrem Alltagsleben sehr vertraut sind. Als Museum für Alltagskultur ist das MEK besonders an solchen, vermeintlich banalen Gegenständen interessiert, deren Geschichte kaum bekannt ist oder deren Nutzungsweisen selten hinterfragt werden. Für die Ausstellung erbaten die Kuratorinnen daher bei unterschiedlichen Herstellern von Hygienemülleimern ein Exponat an und bekamen u.a. dieses fabrikneue Exemplar.

What is the relation of this object to waste?

Hygienemülleimer mit Sichtschutz-Deckel sind bislang fast ausschließlich auf „Damentoiletten“ zu finden. Sie wurden speziell für die Entsorgung von Menstruationsmüll entworfen. Das weist darauf hin, dass es sich um einen speziellen Müll handelt – es ist „weiblicher Müll“. Dieser gilt zudem als potentiell toxisch. Zwar ist die These vom „Menotoxin“, also dem giftigen Menstruationsblut, seit langem widerlegt. Doch erneuerte sich mit dem Aufkommen von HIV die Angst vor der Ansteckung über Blut. Forschungen dazu, ob von benutzten Menstruationsprodukten irgendeine Art von Ansteckungsgefahr ausgeht, fehlen weitgehend. In ihrem Design sind die Menstruationsmülleimer so gestaltet, dass sie den „weiblichen Müll“ unschädlich machen sollen: Viele Modelle können geöffnet werden, ohne mit den Händen berührt werden zu müssen. Die Klappe im Deckel verhindert, den bereits enthaltenen Müll sehen oder berühren zu können.